«Analoges und digitales Gestalten – Begegnungen» 100 Jahre Schweizerischer Werkbund IG Halle

100 Jahre nach der Gründung des Schweizerischen Werkbundes sehen sich Gestalter aller Bereiche mit den Möglichkeiten digitaler Techniken konfrontiert. Mit Fokus auf dieses Thema greifen die IG Halle und der SWB, Ortsgruppe Zürich, die Tradition des Werkbundes auf, Ausstellungen zu Fragen der Gestaltung zu machen. Kontrastreich und vielfältig versammelt die Ausstellung gestaltete Dinge aus unterschiedlichsten Arbeitsprozessen.

Der Schweizerische Werkbund feiert dieses Jahr sein 100-jähriges Bestehen. Als Plattform für Auseinandersetzungen in Fragen der Gestaltung nimmt der SWB, analog zum Deutschen Werkbund, eine kulturelle und gesellschaftliche Aufgabe wahr. Unsere alltägliche Umgebung ist weitgehend gestaltet; hinter dem banalsten Gegenstand stehen Entscheidungen für Formen, Farben und Materialien. Welchen Einfluss diese auf unsere Sinne und unser Lebensgefühl haben, wird von Architekten, Kunstschaffenden und Designern intensiv reflektiert. Eine breitere Öffentlichkeit für diese Fragen zu sensibilisieren und die Bedeutung von gestalterischer Arbeit bewusst zu machen, ist eine zentrale Aufgabe des Werkbundes.

Die von der IG Halle und dem SWB gemeinsam konzipierte Ausstellung wird von achtzehn Beiträgen aus gestalterischen Berufen bestritten, wobei die präsentierten Arbeiten qualitativ und formal hohe Ansprüche erfüllen. Die Anordnung im Raum folgt der Unterscheidung zwischen reinem Handwerk, digitaler Produktion und Kombination von digitalen und handwerklichen Arbeitsschritten. Mit prägnanten Vertretern aus diesen drei Gruppen werden offenkundige Kontraste, aber auch Überschneidungen, Vermischungen und gegenseitige Inspirationen sichtbar. Die Künstlerin Maya Vonmoos beispielsweise schafft ausschliesslich am Computer aufgebaute Bildwelten und betritt damit ein noch ganz offenes Feld der Malerei. Ähnliches Neuland bearbeiten die Architekten Fabio Gramazio und Matthias Kohler (ETH Zürich) mit ihren Forschungen um den Einsatz von Robotern in der Architektur. Hingegen zeigen die Unikate aus der Möbelmanufaktur Heinz Baumanns, wie die Beziehung zum Material und dessen Kenntnis das klassische Handwerk prägt. Für die Keramikerin Sonja Duò-Meyer sind die sichtbaren Spuren der formenden Hände im Ton sogar das charakteristische Element, das den Objekten ihre besondere Ausstrahlung verleiht. In mehreren Positionen aus Kunst, Architektur oder Design sind traditionelle und neueste Techniken kombiniert, und teilweise können Entstehungsprozesse gezeigt werden.

Die Jubiläumsausstellung des SWB in der IG Halle präsentiert einen Reichtum gestalterischen Schaffens und bietet Anregung zu Reflexion und Austausch. Sie berührt verschiedene Berufswelten, vom Alltagsgegenstand bis zum Kunstobjekt, vom Textildesign bis zur Architektur. Diese Breite entspricht dem Selbstverständnis des Schweizerischen Werkbundes. Als kulturell ori- entierte Vereinigung vertritt er im Gegensatz zu den gestalterischen Berufsorganisationen keine Standesinteressen. Vielfalt und Interdisziplinarität prägten von Anfang an seine Aktivitäten. Zu Beginn war der Werkbund Teil der gesamtgesellschaftlichen Veränderung, die heute Moderne genannt wird, und sah sich, noch vor dem Bauhaus, als Vermittler zwischen industrieller Produktion und traditionellem Handwerk. Eine Krise des Kunsthandwerks um 1900 und zahlreiche Reformbewegungen prägten die Entstehungszeit des Werkbundes. Heute schafft die digitale Entwicklung eine weitere Situation des Umbruchs. In der fast vier Monate dauernden Ausstellung, die Teil des Jubiläumsprogramms des SWB ist, liegt der Fokus auf der Vielfalt von nebeneinander existierenden Gestaltungsmöglichkeiten. Die inspirierenden Konstellationen sorgen auf vielschichtige Art für Begegnungen.

Ausstellungsort
Kunst(Zeug)Haus
Schönbodenstr.1
8640 Rapperswil
Lageplan

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